6 Antworten für mehr Handlungssicherheit

Kinder und digitale Medien

Viele Familien erleben das Thema digitale Medien als zwiespältig: Sie können anregend und lehrreich für Kinder sein und Eltern durchaus eine Atempause im Alltag bieten. Gleichzeitig fragen sich Eltern, welche Inhalte die richtigen sind und worauf sie achten sollten, wenn Kinder Medien nutzen.

Die gute Nachricht: Digitale Medien wie Handys, Tablets, Fernseher oder Computer sind für Kinder nicht grundsätzlich schädlich. Es kommt auf Inhalt und Dosis an. Sogar wenn der Medienkonsum, z.B. während des Corona-Lockdowns, mal das Maß überschreitet, das Sie in Ihrer Familie eigentlich für richtig halten, ist das vorübergehend in Ordnung.

Wir möchten Ihnen hier ein paar Erkenntnisse und Tipps mitgeben, damit Sie sich in Ihren Entscheidungen zur Mediennutzung Ihrer Kinder sicherer fühlen können.


1. Welche Medien sind für Kinder in Ordnung?

Kinder werden heute ganz selbstverständlich mit Medien groß, die es in der Kindheit heutiger Eltern noch nicht gab: Computer, Tablets und Smartphones gehören als Spiel- und Arbeitsgeräte zum familiären Alltag. Sie bieten kreative Nutzungsmöglichkeiten und wertvolle Gesprächsanlässe, zum Beispiel beim Betrachten von Erinnerungsfotos.

Neu ist allerdings, dass Ihre Kinder mit Medieninhalten aufwachsen, die jederzeit und unbegrenzt verfügbar sind. Dadurch wächst Ihre Verantwortung als Erziehungsperson, Ihre Kinder durch die die riesige Menge von Angeboten zu begleiten und ihnen Orientierung zu geben, was gut für sie ist und was nicht. Schauen Sie also hin, was Ihre Kinder sich ansehen oder spielen, und setzen Sie sich immer mal dazu.

2. Wie viel Medienkonsum ist für Kinder in Ordnung?

Überdenken Sie im Vorwege die konkrete Tätigkeit und ihren Zweck. Aus dieser Überlegung ergibt sich meist die angemessene Dauer. Berichten Ihre Kinder beispielsweise den Großeltern in einem Video-Anruf von ihrem Tag, ist die angemessene Dauer der Mediennutzung so lange, bis das Gespräch beendet ist. Wenn Sie mit Ihren Kindern einen Film gucken, ist es die Länge des Films.

Treffen Sie am besten von Anfang an klare Absprachen darüber, was Ihre Kinder mit den digitalen Medien tun und wann die Tätigkeit beendet ist. Kinder können oft selbst gut einschätzen, wann sie eine Abwechslung brauchen und sich bewegen wollen. Eine Ausnahme bilden Spiele, bei denen es kein logisches Ende gibt, die also darauf angelegt sind, immer weiter gespielt zu werden. Bei diesen Spielen sollten Sie selbst aktiv für eine Zeitbegrenzung sorgen.

Allgemein wird weniger Bildschirmzeit empfohlen, je jünger die Kinder sind. Auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können Sie sich über Empfehlungen zu Nutzungsdauern von Bildschirmmedien informieren.

3. Wann wird es ungesund?

Ungesund wird es immer dann, wenn Ihre Kinder mit ihren (negativen) Erlebnissen alleine bleiben:

Manchmal beunruhigen Kinder Eindrücke, die wir als Erwachsene gar nicht wahrnehmen oder die uns auf den ersten Blick unproblematisch erscheinen. Achten Sie also auf die Signale Ihrer Kinder und nehmen Sie ihre Sorgen und Ängste ernst. Auch wenn Ihre Kinder keine Sorgen äußern, ist es wichtig, mit ihnen über das Erlebte zu sprechen. Fragen Sie Ihre Kinder, was sie in ihrem Computerspiel erlebt haben oder wie es ihren Serienhelden heute ergangen ist. Sie werden aus den Erzählungen Ihrer Kinder eine Menge über ihre Gefühlswelten, Wahrnehmungen und Vorlieben lernen. Obendrein werden sich Ihre Kinder von Ihnen akzeptiert und ernst genommen fühlen.

4. Welche Medieninhalte sind für Kinder in Ordnung?

Kreativität

Bieten Sie Ihren Kindern Gelegenheit, mit Smartphone & Co. kreativ zu sein. Filmen und Fotografieren sind leicht zugängliche Formen des kreativen Gestaltens, die zu wundervollen Einsichten in die Perspektive der Kinder führen. Das Experimentieren mit Bildbearbeitung, Grafikanwendungen, Stimmenwandlern und derlei mehr ist kreativ und macht eine Menge Spaß. Mit Apps wie „Garageband“ oder „Auxy“ stehen Ihnen und Ihren Kindern ganze Tonstudios zur Verfügung. Mit der „Stop Motion App“ können Sie zusammen sogar einen Trickfilm drehen oder mit „Scratch, der Programmiersprache für Kinder, kleine Spiele erstellen.

Sprachen

Wenn Ihre Kinder mehrsprachig aufwachsen, gibt es tolle mediale Möglichkeiten, um mit der Herkunftssprache der Familie in Kontakt zu bleiben oder Deutsch als neue Sprache kennenzulernen. Die Seite AMIRA bietet z.B. zahlreiche kurze Geschichten für Kinder in acht Sprachen, zum Hören oder selber Lesen. Nutzen Sie solche Angebote am besten gemeinsam mit Ihren Kindern, denn eine Sprache erwerben Kinder noch leichter durch den Austausch mit anderen.

Sozialer Austausch

Vielleicht vermissen Ihre Kinder Verwandte, die weiter weg wohnen oder Freunde, die umgezogen sind. Über digitale Medien können sie ihre Werke und Erlebnisse mit ihnen teilen.

5. Darf mein Kind ins Internet?

Wir empfehlen nachdrücklich: Kinder im Kita- und Grundschulalter sollten nicht alleine im Internet surfen! Ihre Kinder mögen technisch gut zurechtkommen, mit den Tücken des Internets sind sie alleine aber schnell überfordert. Mit Kindern im Grundschulalter können Sie zwar darüber sprechen, dass es im Internet Filme und Fotos gibt, die nicht für sie geeignet sind, dass nicht alles, was im Internet steht, stimmt, dass es Geld kosten kann, wenn sie auf einer unbekannten Seite irgendwo hinklicken und dass sie immer gut überlegen müssen, bevor sie Fotos veröffentlichen oder Informationen über sich preisgeben. Um einen kompetenten Umgang mit all diesen Risiken zu erlernen, müssen Kinder jedoch über eine längere Zeit begleitete Erfahrungen sammeln.

Nutzen Sie vorhandene Sicherheitseinstellungen und prüfen Sie im Vorfeld genau, was Ihr Kind alleine nutzen darf. Nutzen Sie bei Ihrem Tablet oder Smartphone die Funktion „Geführter Zugriff“ (für iOS) bzw. „Bildschirm fixieren“ (für Android), die es Ihnen erlaubt, Ihr Gerät für Ihre Kinder auf eine einzige App zu beschränken oder schalten Sie den Flugmodus an.

Sie können sich außerdem beim Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI) oder auf den Seiten der Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“ darüber informieren, welche Apps für das Alter Ihrer Kinder empfohlen werden.

6. Was sollten Sie sonst unbedingt noch beachten?

Sorgen Sie auch für Bewegung!
Ihre Kinder zeigen Ihnen eigentlich, was sie brauchen. Kinder selbst wollen am liebsten rausgehen und mit Freunden spielen, erst an dritter Stelle kommen Spielzeug, Fernsehen und digitale Medien. Greifen Sie das unbedingt auf und überlegen, wo sich Ihr Kind drinnen und draußen gut bewegen kann. Brauchen Sie selbst auch mal Bewegung? Machen Sie mit Ihrem Kind doch zusammen Gymnastik, spielen (Fuß-)Ball oder machen Sie einen Spaziergang, z.B. zur nächsten Baustelle.

Schenken Sie Ihren Kindern zwischendurch Aufmerksamkeit, wenn sie spielen!

Schauen Sie Ihren Kindern 10 bis 15 Minuten beim Spielen zu und sagen Sie ihnen, was Sie sehen. Sie dürfen sich dabei entspannt zurücklehnen. Ihre Kinder werden die Aufmerksamkeit genießen und sich danach leichter und zufriedener alleine beschäftigen. Und vielleicht ist es auch für Sie eine schöne Zeit, gemütlich bei Ihren Kindern zu sitzen und zu entdecken, was sie für kreative Spielideen haben.

Benutzen Sie Medien nicht für Belohnung oder Strafe.

Wenn es Konflikte mit ihren Kindern gibt, hat das oft erstmal nichts mit der Nutzung von Medien zu tun. Hier kann es helfen, wenn Sie dem Kind signalisieren, dass es ganz normal ist, wenn man mal ärgerlich, traurig oder schlecht gelaunt ist. Vielleicht findet sich etwas, das die Laune wieder hebt.

Weiterführende Links

Der Surfschein des Internet-ABC
Die werbefreie Plattform richtet sich mit Erklärungen, Tipps und Tricks an Kinder von fünf bis zwölf Jahren, Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen. Finanziert wird das Angebot gemeinschaftlich von den Landesmedienanstalten der Bundesländer.

Mit einem Quiz testen Kinder ihr Wissen rund um sichere Internet-Nutzung und bekommen bei erfolgreichem Abschluss einen Surfschein: https://www.internet-abc.de/kinder/surfschein/

Initiative klicksafe.eu
Tipps für Mediennutzung für Eltern jüngerer Kinder. Die Plattform ist Bestandteil einer EU-weiten Initiative für sichere Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen, mit einem großen Materialangebot für Eltern, Pädagog:innen, Kinder und Jugendliche: https://www.klicksafe.de/eltern/kinder-von-3-bis-10-jahren/

Sichere Kindersuchmaschine
Mit der Suchmaschine für Kinder auf fragFINN.de und der zugehörigen Browser-App werden nur kindgerechte, von Medienpädagog:innenen redaktionell geprüfte Internetseiten angezeigt. Dazu kommt ein Medienportal mit Kinder-Reportagen und Internet-Tippshttps://www.fragfinn.de/