Partizipation
"Partizipation" ist ein Fachbegriff, der in vielen Zusammenhängen benutzt wird – nicht immer verstehen alle dasselbe darunter. Umgangssprachlich ist damit häufig "Beteiligung" gemeint. Bei den Elbkindern hat die Partizipation von Kindern einen hohen Stellenwert. Doch was verstehen wir darunter und wie setzen wir sie im Kita-Alltag um?
Partizipation – ein Grundrecht für Kinder!
Die Elbkinder arbeiten nach einem Leitbild. Darin sind grundlegende Prinzipien und Haltungen festgelegt, nach denen wir uns im Alltag richten. Die Vision der Elbkinder und der erste Leitsatz lauten:
"Wir bereiten den Weg in eine ideenreiche und solidarische Gesellschaft von morgen. Kinder stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir fördern sie vielfältig und geben ihnen Geborgenheit. Wir respektieren die uns anvertrauten Kinder in ihren Rechten und ihrer Würde."
Die hier erwähnten Rechte beziehen sich auf die UN Kinderrechtskonvention. Diese wurde vom Deutschen Bundestag offiziell anerkannt und hat damit die gleiche Gültigkeit wie jedes Bundesgesetz. In Artikel 12 heißt es:
"Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen, das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife."
Aus diesen Passagen wird deutlich, dass Partizipation von Kindern ein Grundrecht ist und deswegen auch in der Kita sichergestellt werden muss, dass Kinder bei allen Angelegenheiten, die sie betreffen angemessen beteiligt werden.
Wie sieht Partizipation von Kindern aus?
Partizipation kann in verschiedene Stufen unterteilt werden, mit unterschiedlichen Graden von Beteiligungsmöglichkeiten. Dabei sind alle Stufen gleich wichtig:
1.Stufe: Informiert werden
Kinder sollen erfahren, wenn etwas für sie Wichtiges passiert. Dies kann zum Beispiel eine Ankündigung in der Morgenrunde sein, wenn das Außengelände der Kita neugestaltet werden soll.
2. Stufe: Angehört werden
Wenn etwas Kinder betrifft, dann sollen sie die Möglichkeit haben, sich dazu zu äußern und einzubringen. Für ein neues Außengelände könnten sie zum Beispiel aufmalen, wie sie es sich vorstellen, oder mit den Erzieherinnen und Erziehern ihre Ideen sammeln. Auch wenn ihnen etwas nicht gefällt, haben sie das Recht, dies mitzuteilen oder sich zu beschweren.
3. Stufe: Mitentscheiden
Im Kita-Alltag gibt es gute Gelegenheiten, bei denen Kinder eigene Ideen nicht nur äußern, sondern in Absprache miteinander auch umsetzen können. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Essenspläne oder die Auswahl von Liedern und Spielen für den Morgenkreis.
4. Stufe: Selbst entscheiden
Wann immer es möglich ist, sollen Kinder selbst darüber bestimmen dürfen, was sie in der Kita tun. Dies betrifft zum Beispiel die Teilnahme an Spiel- und Bastelangeboten, wann sie sich ausruhen oder ob und was sie essen wollen.
Kinder partizipieren lassen – manchmal eine knifflige Aufgabe
Nicht in allen Situationen ist es ohne weiteres möglich, Kinder zu beteiligen. Sie müssen in der Lage sein, die betreffende Situation zu verstehen und die Folgen ihrer Entscheidungen richtig einzuschätzen, ohne sie zu überfordern.
Erwachsene haben immer einen Machtvorsprung, außerdem tragen sie natürlich auch die Verantwortung für die Sicherheit der Kinder. Es kostet außerdem viel mehr Zeit und andere Ressourcen, wenn Kinder bei allen Dingen, die sie betreffen, beteiligt werden. Diese Herausforderungen sind allen pädagogischen Fachkräften bewusst. Als Träger unterstützen wir sie mit Materialien und Fortbildungen dabei, sich dem Thema zu nähern und Partizipations-Möglichkeiten in ihren Kitas weiterzuentwickeln.
Partizipation von Kindern – Chance und Bereicherung
Kinder nehmen ihre Umwelt aufmerksam wahr und haben oft bunte und ungewöhnliche Ideen. Sie sind voller Energie und offen für Neues, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen. Von ihrem Antrieb und ihrer Sichtweise können wir alle profitieren, wenn wir uns darauf einlassen. Die "ideenreiche und solidarische Gesellschaft von morgen" wollen wir nicht nur für, sondern auch mit den Kindern gestalten!
Buchtipp
Rüdiger Hansen, Raingard Knauer: "Das Praxisbuch: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita. Wie pädagogische Fachkräfte Partizipation und Engagement von Kindern fördern" – Verlag Bertelsmann Stiftung