PM vom 06.03.2019

Stellungnahme Berichterstattung Verkleidung an Fasching

Die Hamburger Morgenpost berichtete am 05.03.2019 über eine unserer Kitas, die Eltern gebeten hatte, bei der Verkleidung sensibel darauf zu achten, keine Gruppe oder Minderheit zu diskriminieren. Wir möchten dazu folgendermaßen Stellung nehmen:

Wir haben als Träger ein mehrjähriges Projekt zum Thema Inklusion und kultursensible Pädagogik durchgeführt. Dabei wurde als eines unter mehreren inhaltlichen Konzepten das der „vorurteilsbewussten Pädagogik“ der Fachstelle Kinderwelten von vielen Kitas bearbeitet. Innerhalb der fachlichen Aussagen dieses Konzepts, das übrigens in den Hamburger Bildungsempfehlungen als besonders geeignetes fachliches Konzept vorgeschlagen wird, werden auch die Faschingskostüme angesprochen und eine Kita hat entsprechend der dortigen Empfehlungen gehandelt. Das Projekt erkennt an, dass man Stereotype braucht, um die Komplexität der Welt zu reduzieren, es soll aber sensibilisieren für Stereotype, die für die Betroffenen schmerzhaft, z.T. sogar entwürdigend sein können. Einen solch sensiblen Umgang mit Stereotypen erwarten wir von allen unseren Kitas; wie sie das an Fasching einbeziehen, ist aber doch sehr unterschiedlich und bleibt den einzelnen Kitas überlassen.

Verkleidungen an Karneval basieren auf Stereotypen und das gehört zum Feiern dazu. Außerdem ist es wichtig zu unterscheiden, wie Kinder und wie Erwachsene Fasching feiern: bei dem öffentlich in den Medien sichtbaren Karneval geht es oft um Kritik an Politikern oder anderen öffentlichen Personen und meist geht es dabei ziemlich derb zu. Für Kinder ist Fasching aber eine Gelegenheit, sich in jemanden zu verwandeln, den sie als Held sehen und der sie selbst gerne sein möchten.  Über die von der Kita gewählten Beispiele ‚problematischer‘ Kostüme kann man deshalb durchaus streiten.

Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass Stereotype gewählt werden, die auf Zugehörigkeit zu einer ethnischen oder anderen Minderheit Bezug nehmen und zusätzlich negativ konnotiert sind und damit für Teile unserer Elternschaft verletzend sein könnten. Wenn man an früher durchaus übliche Verkleidungen als Afrikaner mit Baströckchen und Bananen als Kopfschmuck denkt, kann man die größere Vorsicht unserer Kitas gut nachvollziehen.

In der Kita Eulenstraße haben Eltern sich deshalb für den sensiblen Umgang mit dem Verkleiden an Fasching bei den Leitungen ausdrücklich bedankt.

Und natürlich wären Kinder, die doch als Indianer oder Scheichs verkleidet zum Fasching gekommen wären, genauso willkommen gewesen.

Wir sind ein großer Träger mit vielen Kitas für ganz verschiedene Familien zuständig. Daher ist uns ein kultursensibler Umgang miteinander ein großes Anliegen. Es geht uns nicht darum, die Moralkeule zu schwingen. Dass das jetzt so aussieht, und dass unser gutes und wichtiges Anliegen durch die z.T. auf wenigen Fakten basierende einseitige Berichterstattung vielleicht beschädigt wird, ist sehr schade.