Vielfalt anerkennen, Verbundenheit schaffen, Ausgrenzung widerstehen
Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung bei den Elbkindern
Seit 2013 arbeiten die Elbkinder mit Unterstützung der Fachstelle Kinderwelten in Berlin daran, die pädagogische Arbeit in unseren Kitas so zu gestalten, dass Fachkräfte bewusst die Vielfalt der Kinder und Familien in die pädagogische Arbeit aufnehmen. Denn: Vielfalt ist unsere Normalität. Wir betreuen viele Kinder und Familien, die aufgrund bestimmter Vielfaltsmerkmale von Diskriminierungs- und Ausgrenzungsrisiken betroffen sind. Pädagogische Fachkräfte, die dies wissen und in der Arbeit berücksichtigen, können besser dafür sorgen, dass Verbundenheit zwischen Kindern und Familien entstehen kann, Ausgrenzung vermieden wird und Bildungsgerechtigkeit größer wird.
Die "Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung" ist eine Adaption des "Anti-Bias-Approach" von Louise Derman-Sparks. Dieser wurde in den 1980er Jahren in den USA als frühpädagogischer Ansatz gegen Einseitigkeit und Diskriminierung entwickelt und von der Fachstelle Kinderwelten für Deutschland adaptiert.
Bei den Elbkindern haben wir uns insbesondere auf die ersten beiden Ziele der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung konzentriert:
- Kinder in ihrer Ich- und Bezugsgruppenidentität stärken
- Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen
Dafür arbeiteten die Kitas, die sich mit dem Ansatz beschäftigt haben, über einen Zeitraum von zwei Jahren auf vier Studientagen mit dazwischenliegenden Praxisphasen an der Gestaltung der Lernumgebung, der Interaktionsgestaltung mit den Kindern, der Zusammenarbeit mit den Familien und der Zusammenarbeit im Team aus vorurteilsbewusster Sicht.
Was bedeutet das jetzt konkret?
Um jedes Kind in seiner Ich- und Bezugsgruppenidentität stärken zu können, schauten sich die Kita-Teams ihre Kinder zunächst noch einmal genauer an: Was kennzeichnet unsere spezifischen Kinder und ihre Bezugsgruppen? Die Bezugsgruppe ist meist die eigene Familie des Kindes. Welche Vielfaltsmerkmale bringen die Kinder mit? Dazu gehören beispielsweise die Familienformen, die Familiensprachen, die Religionen, die Familienkulturen und die körperlichen Merkmale. Gleichzeitig tauschten sie sich über ihre eigene Vielfalt aus. Wie setzt sich unser Team zusammen, was bringen wir alles mit? Anschließend überprüften sie ihre Lernumgebung, also beispielsweise die Kinderbücher, das Spielmaterial und auch die Darstellung der Kinder in der Gruppe.
Der wertschätzende Umgang mit dem, was die Kinder an Vielfalt mitbringen, wirkt auf die Kinder stärkend.
Anschließend machten sich die Kita-Teams auf die Suche: kommen alle Kinder beispielsweise auf Fotos an den Garderoben bei uns vor? Gibt es Kinderbücher, die die Vielfaltsmerkmale der Kinder wertschätzend abbilden oder wird nur eine Art von Normalität dargestellt, die nur einzelnen von uns entspricht? Haben wir Puppen, die aussehen wie unsere Kinder, mit denen sie sich identifizieren können, wenn sie mit ihnen spielen? Kommen alle Familiensprachen bei uns vor? Wie sieht es beispielsweise mit dem "Herzlich Willkommen" in unserem Eingangsbereich aus?
Manche Kitas haben auch eigene Materialien entwickelt. Vielleicht wurden Sie in Ihrer Kita gebeten, ein Familienbild oder eine Familienscheibe mit Bildern von Ihren Familienmitgliedern anzufertigen? Wir haben festgestellt, dass es für Kinder sehr stärkend und wertschätzend wirkt, "ihre eigene Familie mit in die Kita zu nehmen". Und die Kinder gehen auch gern mit den anderen Kindern über ihre Familien ins Gespräch. "Das ist meine Schwester, die ist noch ganz klein." Was für eine wunderbare Möglichkeit, Sprache zu fördern und die Kinder gleichzeitig glücklich zu machen.
Die Entdeckung von Gemeinsamkeiten ermöglicht ein Gespräch über Unterschiede und schafft Verbundenheit.
Ein zweiter Schritt war für uns, über Vielfalt ins Gespräch zu gehen. Dafür ist es hilfreich, immer erst die Gemeinsamkeit, die alle miteinander teilen zu benennen, um dann die Unterschiede bewertungsfrei thematisieren zu können. Wir übten mit Hilfe des "Vielfaltsfächers" über Unterschiede zu sprechen, ohne jemanden zu beschämen. Einige Kitas fotografierten im Rahmen des Projektes beispielsweise einzelne Körperteile wie die Haare der Kinder und erstellten daraus Memories oder kleine Kunstwerke. "Wir haben alle Haare, manche sind ganz kurz, manche kraus, manche glatt, manche kräftig, manche zart, einige sind ganz dunkel, andere ganz hell…"
Jeder und jede von uns ist gut, so wie er oder sie ist.
Die Fachstelle Kinderwelten stellt dafür viele hilfreiche Materialien zur Verfügung: Kinderbuchlisten mit empfehlenswerten vorurteilsbewussten Kinderbüchern, Empfehlungen mit vorurteilsbewusstem Spielmaterial u.v.m. Vielleicht sind diese Empfehlungslisten auch für Sie interessant? Sie finden sie auf der Website.
In einem 2013 gestarteten Prozess arbeiten die Elbkinder mit Hilfe verschiedener Ansätze an der Umsetzung von Inklusion in unseren Kitas. Diese konnten sich einen Ansatz auswählen, um zum Thema Inklusion in ihren Häusern zu arbeiten.
Eines dieser möglichen Inklusions-Projekte ist die Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung – unterstützt durch die fachliche Beratung der Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung.